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2020 - ein Jahr zum Vergessen?

Das Jahr 2020 endet bald. Die meisten können es kaum erwarten und hoffen auf ein besseres 2021. So geht es uns auch und dafür gibt es hauptsächlich zwei Gründe:

Die anhaltende Pandemie trifft Geflüchtete besonders hart. Auch vorher war die Isolation und Entrechtung von Geflüchteten schwer zu ertragen. Doch Corona  zeigt noch einmal mit brutaler Deutlichkeit, dass Rassismus nicht bloß aus Vorurteilen besteht, sondern staatlich organisierter Normalzustand ist. Die katastrophalen Bedingungen in den Lagern auf den griechischen Inseln und dem Balkan sind besonders menschenverachtend. Doch auch die vollkommen isolierte Massenkasernierung Geflüchteter in Deutschland verstößt gegen Menschenrechte. Geflüchtete leben zu Hunderten in großen Sammelunterkünften, müssen sich Zimmer und sanitäre Anlagen mit Fremden teilen und werden im Infektionsfall in die Massenquarantäne gezwungen.

Die Entrechtung geflüchteter Menschen geht einher mit einer Prekarisierung der Sozialarbeit. Auch das wurde dieses Jahr besonders deutlich. Das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) hat neue Richtlinien für das Förderprogramm „Soziale Beratung von Geflüchteten“. durch welches auch unsere Stellen finanziert werden, aufgesetzt. Die teils gravierenden Änderungen bedrohen insbesondere kleine, unabhängige Vereine wie ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen durch Stellenkürzungen und Gehaltsdeckelungen. "Ich bin schockiert über die geringe Wertschätzung unserer Arbeit durch das MKFFI" kommentierte Vorstandsvorsitzende  Kathrin Richter die Pläne der Landesregierung in der Pressemitteilung vom 3. November.

Nächstes Jahr wollen wir unser 30-jähriges Jubiläum feiern. Deshalb freuen wir uns besonders auf 2021 und hoffen, dass es mit unserer Arbeit auch im nächsten Jahr weitergeht. Mit dieser Mischung aus Vorfreude und Verunsicherung steuern wir auf das Jahresende zu.

Trotzdem haben wir 2020 auch sehr viel Schönes erlebt. Auch in der Pandemie waren und sind wir für unsere Klient*innen da. In etlichen Fällen konnten wir die Lebenssituation Geflüchteter ganz konkret verbessern. Wiedervereinte Familien, verhinderte Abschiebungen und verfestigte Aufenthaltsrechte motivieren uns und geben uns Kraft für das kommende Jahr. Unterstützt wurden wir (teilweise telefonisch oder per Videochat) durch unsere ehrenamtlichen Dolmetscher*innen, ohne die unsere Beratung überhaupt nicht möglich wäre. Bei einer Online-Demo zum internationalen Tag gegen Rassismus sprachen wir uns für eine grenzenlose Solidarität aus. Auf Landesebene konnten wir uns besser vernetzen und mit dem Appell "Infektionsschutz für alle" zumindest bessere Hygienekonzepte in den Landeseinrichtungen durchsetzen. Und auch in der aktuell ziemlich bedrohlichen Situation für unseren Verein verlieren wir nicht die Hoffnung. Einige Spenden sind schon eingegangen und wir konnten neue Fördermitglieder begrüßen, wofür wir uns herzlich bedanken!

Doch durch die gravierenden Einbußen in der Landesförderung sind wir mehr denn je auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen, damit wir unsere qualifizierten Mitarbeiter*innen auch im nächsten Jahr bezahlen können. Wenn Sie noch auf der Suche nach einem wirklich sinnvollen Weihnachtsgeschenk sind, lassen Sie sich durch unseren Spendenaufruf gerne für eine Spende an ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen überzeugen!

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