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Knut Neuschäfer liest Eric-Emmanuel Schmitt, ODYSSEUS AUS BAGDAD – Konzert-Lesung

Saad heißt der Ich-Erzähler des 300 Seiten umfassenden Romans von E.E. Schmitt, er wird in Bagdad geboren Trotz des Diktators Saddam Hussein durchlebt er eine behütete, glückliche Kindheit. Aber der zweite und der dritte Golfkrieg verbreiten Chaos, Unsicherheit und Instabilität. Nachdem Saad seinen Vater verloren hat und mehrere Schwäger getötet wurden, entscheidet sich der Protagonist nach London zu fliehen. Auf dem gefährlichen Weg in ein erhofftes besseres Leben erlebt der moderne Odysseus manchen Sturm, er übersteht viele Gefahren.

Homers Odyssee, das älteste literarische Werk des Abendlandes, dient dem Autor als Resonanzboden für seine moderne Fluchtgeschichte. Saads Erfahrungen von Hoffnung und Verzweiflung, Erwartung und Enttäuschung werden immer wieder mit denen des antiken Odysseus in Verbindung gebracht. Trotz allen Elends gibt es im Roman auch Augenblicke von Glück und Gefühle tiefer Freundschaft und Liebe. An Saad werden allgemein menschliche Fragestellungen erörtert: Soll man bleiben, wo man ist oder nach woanders aufbrechen, ist also der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach? Bleibt man der ersten Liebe treu? Ist Freiheit der höchste Wert?

Auf dem Weg nach Europa wird aus einem aus dem gebildeten, wohlerzogenen Studenten Saad ein Mann, der um seines Zieles willen alles auf eine Karte setzt und manche moralischen Grundsätze beiseiteschiebt. Saad ist kein Unschuldsengel, kein armer Flüchtling, den man ob seines harten Schicksals am liebsten adoptieren möchte. Er macht manches falsch, ist streckenweise so naiv, dass es einem den Atem verschlägt, aber er ist auch beziehungsfähig, mit einem Wort: Er ist ein Mensch wie du und ich. Deshalb kann der Leser sich mit ihm identifizieren.

Der Roman macht deutlich, wie gut es uns geht, welches Glück wir haben, in diesem Land leben zu dürfen. Schmitt wirft die Frage auf, wer ein gutes Leben führen darf und wer nicht. Das Buch kommt nicht besserwisserisch, anklagend oder moralisierend daher, sondern ist spannend, unterhaltsam, witzig und manchmal heiter. Es berührt.

Über den Autor: Eric-Emmanuel Schmitt, wurde 1960 in Sainte-Foy-lès-Lyons geboren, er studierte Klavier in Lyon und Philosophie in Paris. Anfang der 90er Jahre begann er für Theater, Film und Fernsehen zu schreiben. Heute lebt er in Brüssel. Schmitt gehört zu den erfolgreichsten Gegenwartsautoren französischer Sprache. Seine Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt.

Eine Veranstaltung von ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen in Kooperation mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW, Castrop-Rauxel und Essen

Zentralbibliothek Essen

25.04.2017 – 19.30 Uhr – Eintritt frei

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