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Offener Brief an Oberbürgermeister Thomas Kufen

Sehr geehrter Herr Kufen,

wir wenden uns an Sie von ProAsyl / Flüchtlingsrat Essen mit den folgenden Zeilen und schließen uns den Appellen aus anderen Städten in NRW an:

Mit großem Bedauern stellen wir fest, dass Sie als Oberbürgermeister sich dem Beispiel anderer Städte nicht angeschlossen haben, zusätzliche Geflüchtete nach der Seenot-Rettung in Essen aufzunehmen. Die deutschlandweit für Aufsehen sorgende Initiative stammt ursprünglich aus den Städten Köln, Bonn und Düsseldorf, deren drei Oberbürgermeister*innen in einem gemeinsamen Schreiben der Bundeskanzlerin vorschlugen, freiwillig in Not geratene Geflüchtete aufzunehmen.

Der aktuelle deutschlandweite Protest gegen die Kriminalisierung der zivilen Hilfsorganisationen auf dem Mittelmeer beschreibt nicht nur den Mindestkonsens, dass Ertrinkende gerettet werden müssen. Nein, weitergehend muss von den demokratischen und wohlhabenden EU-Staaten eine Perspektive für die Geretteten entwickelt werden. Dies sollte auch ein Ansporn für Städte wie Essen sein, wo „Flucht und Integration“ ein wichtiges stadtweites Thema sind.

Wir freuen uns darüber, dass Sie, Herr Kufen, die Initiative grundsätzlich begrüßt haben. Ihre Begründung für die Ablehnung der Aufnahme weiterer Geflüchteter („Essen hat schon mehr Geflüchtete aufgenommen als andere Städte und Regionen“) mag zwar in den Augen mancher Essener stimmig sein. Aber wenn Sie die Initiative grundsätzlich positiv bewerten, wäre die Aufnahme einer kleineren Zahl Geflüchteter sinnvoll und richtig gewesen. Dieses Zeichen hätte auch die Initiative der NRW-Städte Köln, Düsseldorf und Bonn gestärkt.

Wir fordern darum eine Anerkennung und Unterstützung der zivilen Seenotrettung, ein ausdrückliches Bekenntnis zur Essener Verantwortung als gastfreundliche Stadt und eine solidarische zusätzliche Aufnahmepraxis nach dem Beispiel von Köln, Bonn und Düsseldorf.

Wir appellieren an Sie als unseren Oberbürgermeister, Ihre Absage an diese Art der humanitären Hilfe zu überdenken.

Für den Vorstand
Kathrin-A. Richter

 

Der offene Brief kann hier heruntergeladen werden. 

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